Orkantief Sabine
Nach dem Sturmtief ist vor dem Orkantief. Zumindest konnte dies am letzten Wochenende behauptet werden. Denn wie bereits letzte Woche angekündigt, sorgte der Tiefdruckkomplex um Sabine in ganz Mitteleuropa für zwei stürmische Tage.
Angekündigt hat sich Sabine mit einer sehr starken Föhnströmung von Sonntag auf Montag. Die Druckdifferenz zwischen Lugano und Zürich, welche als Indiz für das Auftreten von Föhn gilt, betrug zeitweise bis zu 15 Hectopascal (hPa), was nur alle 2-3 Jahre der Fall ist. Da der Föhn allerdings nur in den tieferen Luftschichten der Atmosphäre tobte (in grosser Höhe stürmte bereits die wilde Sabine) und eine deutliche Ostkomponente aufwies, waren von diesem hauptsächlich Balzers sowie die westseitig gelegenen Gemeinden des Rheintals betroffen. Nichtsdestotrotz wütete der Föhnsturm teilweise mit Orkanböen, wie beispielsweise in Steg oder Balzers, wo 132 km/h, bzw.131 km/h gemessen wurden.
Am Montagvormittag wurde der Föhn von Sabines Kaltfront abgelöst. Die prognostizierten Orkanböen traten in unserer Region hierbei aber lediglich im Gebirge auf, da der Kaltfront vor den Toren unserer Region sprichwörtlich die Puste ausging und die Luft somit zu stabil geschichtet blieb. Deshalb blieb es im Rheintal meist bei Böen um "nur" 60-90 km/h, vereinzelt etwas mehr.
Etwas mehr Potential hatte die nachfolgende Kaltfront eines im Tiefdruckkomplex eingelagerten Randtiefs, welche noch einmal für kurzzeitige Sturmspitzen in der Nacht von Montag auf Dienstag sorgte. Die Luftmassen waren hierbei genügend labil geschichtet, sodass mit den durchziehenden Schauern der Kaltfront der orkanartige Wind aus grossen Höhen bis an den Boden gelangen konnte. Diese Wucht bekamen beispielsweise Triesenberg, Steg, Vaduz und Balzers zu spüren. In Triesenberg wurde mit einer Orkanböe von gut 122 km/h ein neuer Stationsrekord aufgestellt, aber auch in Vaduz konnte mit 118 km/h eine Orkanböe registriert werden. In Balzers und Steg schrammten wir mit 117 km/h nur arschknapp an dieser Marke vorbei.
Das Orkantief Sabine zeichnete einerseits sich durch seine Ausdauer (starke Winde über mehr als 2 Tage hinweg) aus, andererseits aber auch durch die unterschiedlichen Zeitpunkte, zu welchen die höchsten Windspitzen verzeichnet wurden. Dies fordert nicht nur die Wettermodelle stark heraus, sondern auch die Meteorologen, welche versuchen, solch schwierige und herausfordernde Wetterlagen bestmöglich einzuschätzen. Wir begehen hierbei einen schmalen Grat. Wird bei jedem Sturmtief der Weltuntergang herbeigeschworen, so werden Warnungen früher oder später nicht mehr ernst genommen und deren Wirkung stumpft ab. Andererseits wird bei unterschätzten Wetterlagen mit grossen Schadenssummen (vgl. Lothar) Kritik an der Arbeit von Meteorologen laut. Eine objektive und fundierte Berichterstattung sowie die Verwendung eines gesunden Hausverstandes kann helfen, Gefahren und ihre Folgen richtig einzuschätzen. Hierbei kommt allerdings nicht nur uns Meteorologen eine wichtige Rolle zu, sondern auch den Medien.